Smartwatches im Metaverse: Uhren werden virtuell
0Wer stolzer Träger einer Smartwatch ist und meint damit voll im Trend zu liegen, hat damit nur bedingt recht. Denn wenngleich sich die schlauen Uhren technisch stets weiterentwickeln und immer mehr Features bieten, handelt es sich dabei um echte Objekte, die man am Handgelenk trägt. Die Zukunft der Uhren mag jedoch in einer komplett virtuellen Welt liegen, dem Metaverse, wo man sogenannte Meta Watches mit digitaler Währung erwirbt, und diese dann auf den verschiedensten Plattformen nutzen kann – also nicht nur im Metaverse, sondern auch beispielsweise auf Facebook , auf Smartphone oder eben in der Smartwatch selbst. Für eine Uhr, die man nie in der Hand halten oder tragen kann Geld ausgeben – macht das Sinn? Die Entwickler glauben fest daran, dass die Utopie bald Realität wird, und sogar bekannte Uhrenhersteller und Telekommunikationsgiganten wie die Deutsche Telekom bereiten sich auf das Metaverse vor.
Von der Smartwatch zur Meta Watch
Smartwatches sind aus unserem Leben nicht mehr wegzudenken und übernehmen für viele Besitzer eine ähnlich wichtige Funktion wie das Smartphone. Ganz gleich, ob man mit einer Handbewegung bezahlt, sein GPS nutzt oder seine sportlichen Aktivitäten trackt – neben den praktischen Funktionen bieten sie auch eine Menge Gelegenheit zur Unterhaltung. Zahlreiche Spiele wie Infinity Loop oder Birdie Wear können darauf ebenso gespielt werden, sowie Online Poker und andere Casino-Spiele und Slot-Maschinen. Dabei ist der Träger jedoch an ein physisches Gerät gebunden, eben der Uhr, die sich an seinem Handgelenk befindet. Wie wäre es nun, wenn diese Uhr nicht in der wirklichen, sondern nur in der digitalen und virtuellen Welt existiert und auf verschiedenen Plattformen abgebildet werden kann?
Die Idee der Meta Watch ist geboren – ins Leben gerufen von einem deutschen Unternehmen: Die Karlsruher Firma Axonic, ursprünglich zuständig für Tools für Projektmanagement, Teamkommunikation und Wissens- und Aufgabenmanagement, entwickelte den Prototypen der Meta Watch und stellte 1.234 Exemplare her, die im Januar 2022 auf den Markt kamen und binnen von 34 Minuten ausverkauft waren. Martin Welker, Gründer und Chef von Axonic, erkannte damit einen Trend, der bald ähnlich groß werden könnte wie das Internet selbst – die Anschaffung von Objekten, die sich an vielen Orten, wie im Auto, im Zoom-Meeting, aber auch im Metaverse darstellen lassen. Doch wo bitte ist das Metaverse?
Metaverse – noch Utopie, bald Lebensbereich der Zukunft?
Meta – der Name ist in aller Munde, wenngleich sich der Karlsruher Unternehmer rühmt, seiner Uhr den Namen gegeben zu haben, bevor sich Facebook in Meta umbenannte. Metaverse ist, kurz gesagt, eine virtuelle Welt, in der man spielen, sich unterhalten, aber möglicherweise auch besser miteinander arbeiten kann – und im vergangenen Jahr, als sich viele Menschen sozial isoliert fühlten, wurde diese Welt zur echten Alternative. Basierend auf virtueller und augmentierter Realität – wie beispielsweise über Facebooks VR-Brillen Oculus Quest und Oculus Quest 2 – ist dies ein komplett neuer Bereich, in dem man sich als Avatar durchs Leben bewegt und ganz wie in der echte Welt Läden besuchen und Konsumgüter erwerben kann, wie beispielsweise eben auch eine Meta Watch.
Die Pandemie zeigte, wie hilfreich dies sein kann, um miteinander in Kontakt zu bleiben. Ein Beispiel liefert die Gaming-Plattform Roblox, auf der Menschen in den vergangenen Jahren gemeinsam viel Zeit verbrachten. Auch der südkoreanische Konzern Hyundai eröffnete vor kurzem seine eigene virtuelle Welt, wie die Deutsche Telekom in einem Artikel berichtet, und zugibt, sich ebenfalls bereits darauf vorbereitet, Netze, Geräte und Software für derartige Anwendungen fit zu machen. Martin Welker von Axonic zeigt sich optimistisch, was die aktuellen Entwicklungen betrifft: „Mit dem Metaverse haben wir wieder einen Oberbegriff, der Seriöses und Spinnereien miteinander vereint – wie in der Frühphase des Internets“ erklärt er, und spricht dabei an, dass sich die virtuelle Welt bald in alle Lebensbereiche verbreiten könnte. Viele Menschen arbeiten derzeit remote, die „Gamification“ des Arbeitsalltags und Meetings im Metaverse könnten bald Produktivität und Teamgeist verbessern.
NFT’s und Blockchain als Basis des Metaverse
Doch wie genau erwirbt man Eigentum in dieser virtuellen Welt? Käufe basieren hier auf NFTs, kurz für Non-Fungible-Tokens, die auf der Blockchain hinterlegt werden. Ein Token ist die digitalisierte Form eines Vermögenswertes und besitzt einen gewissen Wert oder eine bestimmte Funktion. Tokens können tauschbar – fungible – oder nichttauschbar – non-fungible – sein. Bitcoins beispielsweise sind beliebig tauschbar, ganz genau wie ein 10-Euroschein gegen jeden anderen 10-Euroschein tauschbar ist. Non-fungible sind jedoch bestimmte digitale Kunstwerke, Musikrechte, Bilder, Videos und möglicherweise eben auch virtuelle Uhren. Dabei werden beim Austauschen die Rechte und Pflichten des Tokens überschrieben, die Besitzverhältnisse sind digital abgebildet und demnach handelbar. Nichttauschbar heißt in diesem Fall: wenn man sie gegeneinander tauscht, erhält man in der Regel nicht den gleichen Wert, den man vergibt.
NFTs sind auf der Blockchain eingetragen – das heißt Transaktionen werden dort gespeichert und können somit verfolgt werden. Blockchain bezeichnet eine Kette aus aneinandergereihten Informationsblöcken – jeder Block enthält gewisse Informationen, wie beispielsweise die Transaktionsdetails von Kryptowährungen oder Angaben zu NFTs, wie beispielsweise Verkäufer, Käufer und Transaktionssumme. Jeder weitere Block enthält seine eigenen Daten sowie den sogenannten Hashwert des vorherigen Blocks, wodurch sich eine Kette zusammenhängender Blöcke ergibt.
Durch Blockchain wird es möglich Besitzverhältnisse in der virtuellen Welt zu dokumentieren, wobei auch Fälschungen, ein Risiko bei physischen Kunstwerken, ein Ding der Vergangenheit sind: ein NFT kann innerhalb einer Blockchain nicht einfach kopiert werden, und sämtliche Daten sind transparent zurück verfolgbar. Derzeit gelten Blockchains als eine der sichersten Methoden zur Datenspeicherung.
Watches für das Metaverse
Menschen, die sich im Metaverse tummeln, können auf diese Weise sichergehen, das erworbener Besitz auch wirklich ihnen gehört. Uhrensammler auf der ganzen Welt kaufen teure Einzelstücke, die sie am Handgelenk tragen oder sicher in einer Uhren Box verstauen. In der virtuellen Welt braucht man sich nicht um Diebstahl sorgen, während man die Uhr bequem überall mithin nehmen kann – wie beispielsweise in die bereits bekannte Metaverse Sandbox und Decentraland, wobei es bei Decentraland in erster Linie um den Kauf von Immobilien und Grundstücken geht, während man auf Sandbox eigene Minispieler produziert und verkauft.
Mittlerweile gibt es neben der Meta Watch aus dem Karlsruher Unternehmen weitere Uhrenhersteller, die sich auf virtuelle Smartwatches spezialisieren. Cypher Watch beispielsweise sieht wie eine gewöhnliche Uhr aus, wobei das Gehäuse selbst relativ wertlos ist – im Inneren der Uhr befindet sich eine Software-Plattform, die mit einer Wallet der Kryptowährung Ethereum verlinkt werden kann und worauf sich verschiedene NFTs abbilden lassen.
Solex ist eine weitere Kollektion von Uhren, auf denen NFTs abgebildet werden können, wobei sich die Entwickler zum Ziel gesetzt haben, DIE Uhr des Metaverse zu werden. Gehandelt wird sie über den offenen NFT-Marktplatz SolSea auf der Plattform Solana, wo kreative Köpfe ihre Projekte uploaden, minten sowie Lizenzen erwerben und Sammler deren Kunstwerke kaufen können.
Eine Meta Watch soll jedoch nicht nur ein exklusives Sammlerstück sein, sondern tatsächlich auf Endgeräten genutzt werden können, wie beispielsweise eben einer existierenden Smartwatch. Der Vorteil: die virtuellen Uhren liegen auf einem zentralen Server, wo sie leicht an neue Metaverses angepasst und aktualisiert werden können.
Hersteller von Luxusuhren haben die neue Marktnische bereits erkannt: Dolce & Gabbana brachte gerade seine erste NFT-Kollektion auf den Markt. Die neun-teilige digitale Kollektion „Collezione Genesi“ wurde für umgerechnet 4,8 Millionen Euro versteigert. Tommy Hilfiger seinerseits engagierte eine Agentur für virtuelles Marketing, um in virtuelle Talente zu investieren und in den virtuellen Handel einzusteigen. Und auch Präsident Stéphane Bianchi der Uhrenabteilung von LVMH (Moët Hennessy Louis Vuitton) und CEO Frederique Arnault von Luxusuhrenmarke TAG Heuer gaben an, dass sie derzeit an einer NFT-Strategie arbeiten.